10 Tipps zum Freistehen mit dem Wohnmobil

Als wir im Jänner 2018 zu unserer Reise aufbrachen, träumte ich davon, wie andere reisende Familien fern ab von Campingplätzen frei zu stehen. Ihre Bilder von Stellplätzen am Meer, Seen, Bergen und grünen Wiesen beeindruckten und inspirierten mich. Bei der Abreise kamen mir aber auch leichte Zweifel. Kann ich einfach mit meinem Wohnmobil irgendwo herumstehen? Darf man das eigentlich? Ist es den Anwohnern recht? Stören wir damit jemand? Und was ist, wenn und nachts die Polizei weckt? Schließlich übernachteten wir die erste Nacht auf einem offiziellen Stellplatz in Graz. Für 20€ bekamen wir frisches Wasser und konnten das Klo sowie das Grauwasser entleeren. Nachdem wir die erste Nacht außerhalb des Heimathafens verbrachten, waren wir nun mutig genug, das Freistehen anzugehen. In Kärnten wollte ich meine Cousine besuchen, die dort mit ihrer Familie urlaubte. Als wir am Abend in der Dunkelheit in dem Ort ankamen, suchten wir nach einer Möglichkeit zum Parken. Irgendwie war ich mir bei jedem Fleckchen, in dem unserer Wohnmobil Platz gefunden hätte, unsicher, ob man dort stehen darf, ob das Privatgelände ist etc. Letztendlich hatten wir Glück im Unglück. Auf unserer Herbergssuche blieben wir auf einer Eisplatte am Berg hängen. Die Einheimischen waren so lieb und befreiten uns aus unserer Notlage. Mit einem Traktor zogen sie uns zurück auf sicheres Terrain und boten uns ein Plätzchen für die Nacht an. Es war genau dort, wo wir auch schon überlegt hatten, zu stehen. 

Von diesem Augenblick an trauten wir uns immer mehr zu. Nach und nach verschwand das mulmige Gefühl, an unbekannten Orten zu übernachten. Am Anfang überprüfte ich nachts noch sehr oft, ob eh niemand eingebrochen war. Mittlerweile haben wir schon viele Monate frei verbracht. Um euch den Start zum Freistehen zu erleichtern, sind hier unsere 10 Tipps zum Freistehen:

  1. Verzichtet auf Apps wie Park4Night und sucht euch eigene Plätze. 
  2. Wenn euer aufgesuchter Platz kein offizieller Stellplatz ist und dort schon Wohnmobile stehen, fahrt weiter und guckt euch nach einer anderen Schlafstätte um. 
  3. Tolle Orte zum Freistehen entdeckst du auf Google Maps. 
  4. Suche auf Google Maps nach Friedhofparkplätzen, Wanderparkplätzen, Anglerparkplätzen, Sehenswürdigkeitenparkplätzen etc. Um so öfters du selbstständig einen Stellplatz suchst, um so geübter wird dein Blick. 
  5. So schön dass Stehen am Meer ist, wenn dort ein Verbotsschild steht oder sich bereits andere Wohnmobile aufhalten, fahre weiter. 
  6. An Seen und Flüssen steht es sich auch sehr wunderbar. 
  7. Verlasst eure Schlafstätte so, wie ihr sie vorgefunden habt. Nehmt euren Müll mit. Schwarz- und Grauwasserentleerung ist selbstverständlich Tabu. Markisen bleiben eingerollt sowie Tisch und Stühle in der Garage. 
  8. Beachte die örtlichen Gegebenheiten und denke an morgen. Es könnte sonst passieren, dass du dich nach dem Aufwachen in mitten eines Wochen- oder Flohmarkts wiederfindest und zugeparkt bist. 
  9. Wenn ihr auf der Durchreise übernachten wollt, steuert keine Rastplätze auf Autobahnen, Bundestraßen oder Durchfahrstraßen zu eurer eigenen Sicherheit an. Am besten runter von der Straße und 2-3 Ortschaften weiter fahren. Dort am Friedhof, an der Feuerwehr, am Schwimmbad, am Sportplatz, an der Kirche, dem Marktplatz oder in einer ruhigen Seitenstraße parken. 
  10. Und zum Schluss die wichtigste Regel: sollte einer in eurer Familie ein schlechtes Gefühl mit dem gewählten Stellplatz haben, nicht lange überlegen. Fahrt einfach weiter. Das Bauchgefühl trügt selten. Besucher in der Nacht braucht niemand.